... hat in unserer Familie immer fasziniert. Deshalb gibts hier meinen beruflichen Werdegang als wortreiche Version. |
Geboren am 15. Juli 1956 als Jüngste einer Familie, in der irgendwann alle im Journalismus tätig waren. Mein Vater Kurt wars schon immer, meine Mutter Marta wurde es, weil sie laut Hans Gmür so lebendig über ihre Erfahrungen als Mutter erzählte. Er brauchte als Annabelle-Chefredaktor eine Kolumnistin zu Erziehungsfragen und legte so den Grundstein für ihre spätere Karriere als «Liebe Marta» und Sexberaterin der Nation. Mein Bruder Urs wurde es, weil er als Geschichtslehrer wohl kaum zum «schönsten Mann am Schweizer Fernsehen» (Blick, zu «Karussell»-Zeiten) gewählt worden wäre, und meine Schwester war Opernfan und wollte unbedingt einen damaligen Star-Bariton interviewen. Es gelang ihr, als sie noch eine Zahnspange trug.
Ich wollte Schneiderin werden. Oder Schauspielerin. Dann Politologin. Damit würde ich eh nur im Journalismus landen, sagte man mir. Also verliess ich die Schule und ging als Au pair nach London. Vorher aber schrieb ich drei Artikel für das Zürcher Gratisblatt Züri-Leu.
1973–1974: Au pair in London, erst bei einer Schauspielerfamilie mit einem zweieinhalbjährigen Buben, danach bei einer Familie mit fünf Kindern. Ich war 17 Jahre alt, das älteste der Kinder 15. Ich lernte viel, unter anderem Englisch am Abend-College für Erwachsene, wo ich das Cambridge Certificate of Proficiency erwarb.
1974–1975: Dies und das in Zürich, unter anderem Mädchen für alles (Post holen, Schnittmuster versenden) auf der Redaktion «Annette», wo ich dann wieder zu schreiben begann. Als ich dort den Chef einer deutschen Presseagentur in Nizza kennenlernte, zog ich zwecks journalistischer Weiterbildung an die Côte d’Azur. Nach drei Monaten Warten vor Christina Onassis’ Anwesen und vor dem Wohnsitz der Grimaldis mit anschliessendem freien Fabulieren kehrte ich heim. Ich hatte viel gelernt, aber leider kein Französisch.
1976–1978: Freie Journalistin in Zürich. Mein Vater korrigierte und gab Tipps, dank der vielen Kontakte meiner Familie bekam ich viele Chancen, meine Ideen umzusetzen. Ich schrieb für das Extrablatt der Jungen des Tages-Anzeigers, für die Schweizer Illustrierte, Tele, Femina, annabelle etc. Ende 1978 trat ich meine erste feste Redaktionsstelle an, bei der Programmzeitschrift Tele.
1979–1983: Redaktorin bei Tele. Nach einem Jahr wollte ich den News-Journalismus kennenlernen und absolvierte ein Praktikum bei der Deutschen Presse-Agentur dpa in Stuttgart. Von da ging ich zum Sonntags-Blick.
1980–1983: Redaktorin bei Sonntags-Blick, unter anderem im Ressort Unterhaltung und zuständig für Film.
Damals bedeutete das noch Interview-Termine beinahe im Wochenrhythmus in London, Paris oder Rom, wo die Stars der Filme nicht nur kurze Fototermine mit einstudierten Statements absolvierten, sondern für die fünf Medienvertreter aus den Nischenmärkten Holland, Norwegen, Österreich, Schweden oder Finnland und der Schweiz eine geschlagene Stunde lang zur Verfügung standen – nicht selten mit anschliessendem gemeinsamen Mittagessen. Und da mir meine Sprachkenntnisse aus dem Au-pair-Jahr an diesen Anlässen sehr zustatten kamen, hatte ich meist mein einstündiges Interview auf Band. Ausser bei «Traumfrau» Bo Derek. Nach einer Viertelstunde fiel da auch meinen Herren Kollegen keine Frage mehr ein – aber vielleicht brachten sie auch einfach den Mund nicht auf vor Hingerissenheit. Those were the days.
1984–1987: Freie Journalistin für Sonntags-Blick, Schweizer Illustrierte, Tele, annabelle und Blick für die Frau. Für das kurzlebige Wochenblatt bearbeitete ich unter anderem das Thema Sport und Frauen.
An der ersten Tour de France féminin, an der ein Schweizer Team teilnahm – damals starteten Nationen, nicht Einzelsportlerinnen –, das vom Blick für die Frau gesponsert wurde, fuhr ich im Mannschaftswagen der Schweizerinnen mit und berichtete über das eher bescheidene Abschneiden «unseres» Teams. Ein tolles Erlebnis, aber nicht ganz so grossartig wie 1982 die Rallye Paris–Dakar, an der Bernhard Russi mitfuhr, von Ringier gesponsert. Und ich durfte für Blick und Sonntags-Blick reportieren. Ich fuhr zwar nicht mit, sondern flog in einer klapprigen Maschine jeweils von Start zum Ziel, aber abenteuerlich wars allemal. Ich liess Mittelstrecklerin Cornelia Bürki im Blick für die Frau die richtige Vorbereitung für den ersten Frauenlauf erklären, reiste den Schweizer Skifahrerinnen hinterher, um die Rivalität zwischen Michela Figini und Maria Walliser auszuloten, besuchte die erste europäische Leihmutter, das erste Wirtschaftsforum für Frauen in Davos und interviewte die erste Botschafterin der Schweiz an der Uno. Die Achtzigerjahre waren das Jahrzehnt der Frauen-Premieren. Und 2006 schrieb ich immer noch über die Diskriminierung der Frauen beim Lohn. Da tippt man sich die Finger wund …
1987–1990: Die SonntagsZeitung erscheint erstmals. Ich bin von Anfang an dabei, erst als stellvertretende Nachrichtenchefin, dann in diversen Funktionen, zuletzt als Ressortleiterin Szene, in der Kultur und Lifestyle zusammengefasst sind. Der Chefredaktorenwechsel Ende 1990 führt zu meinem vorübergehenden Rückzug hinter den Tresen.
1991: Ich erfülle mir einen langgehegten Wunsch und suche in den Bergen eine Saisonstelle im Gastgewerbe. In Zweisimmen sucht ein Dancing mit «monatlich wechselnden Spitzen-Duos» eine Barfrau ohne besondere Fachkenntnisse – nicht mal Bier muss man zapfen, das kommt in Fläschchen, und Cocktails sind damals unterhalb von Gstaad kein Thema. Dummerweise ist Golfkrieg, und die Simmentaler Bevölkerung hamstert Lebensmittel, statt ihr Geld an meine Bar zu tragen. Die Spitzen-Duos spielen trotzdem unverdrossen «Herzilein». Und ich erhole mich in reiner Bergluft bei wenig Arbeit und viel Schlaf.
Wieder im Tal, bleibe ich vorerst im Gastgewerbe und erlebe in der Gartenwirtschaft Strohhof, wie anstrengend Service sein kann, wenns gut läuft. Nach insgesamt neun Monaten hat mich der Journalismus wieder.
1992–1994: Beim Blick arbeite ich Teilzeit im sogenannten Rewrite, dort, wo aus den Informationen der Reporter, deren Stärke das Recherchieren ist, nicht das Schreiben, fertige Artikel werden. Daneben versuche ich zum wiederholten Mal, die Matura nachzuholen, diesmal in der Variante Wirtschaft (nach der Variante Neusprachlich, die mein Französisch auch nicht wirklich verbessert hat). Wieder scheint die Zeit noch nicht reif, ich konzentriere mich auf den Journalismus, werde erneut freischaffend.
1995–1998: Auf der SonntagsZeitung kündigt der Produktionschef, jemand bringt mich ins Spiel, ich mach mal wieder etwas, das ich noch nie gemacht habe. In der Produktion entstehen die Zeitungsseiten: Layouter gestalten die Seite aus Artikeln und Fotos, Produzenten bringen die Texte auf Länge, redigieren sie, versehen sie mit Titeln und Zwischentiteln, schreiben Legenden zu den Fotos und sorgen dafür, dass keine sogenannten Huren- und Waisenkinder das optische Empfinden der Leser beleidigen – Hurenkinder sind letzte Absatzzeilen am Spaltenkopf, Waisenkinder erste Absatzzeilen am Spaltenfuss. Diese Funktion des «Verkaufens» von Inhalt gibts vor allem in Wochen- und Monatspublikationen; in Tageszeitungen herrscht die Meinung vor, dass sich die Leser sowieso auf die News stürzen, man sie also nicht attraktiv verpacken muss.
1998–1999: Wieder freischaffend. Diverse Stellvertretungen auf der SonntagsZeitung, unter anderem in den Ressorts Trend, Thema (heute Fokus) und Reisen.
2000: Australien. Meine Schwester lebt seit einigen Jahren in Sydney, ich will ausprobieren, ob ich als freie Korrespondentin dort überleben könnte. Trotz Olympia ist das Interesse an Australien im deutschsprachigen Raum beschränkt, ohne Olympia werden allenfalls Krokodil- und Haiattacken wahrgenommen. Also zurück nach Hause.
2001: Produzentin bei Cash.
2002–2010: Freischaffend mit teilweise monatelangen Aufenthalten in Australien. Bis Ende 2009 habe ich überwiegend produziert, daneben für diverse Medien geschrieben (u.a. für SonntagsZeitung, annabelle, Seesicht, das EKZ-Kundenmagazin Saft & Kraft), eine Zeit lang das Intranet des Migros-Genossenschafts-Bundes betreut und diverse Artikel im Auftrag der Migros Corporate Communications verfasst, Artikel von Fachleuten des Think Tanks Avenir Suisse für die Publikation in Zeitungen aufbereitet sowie Texte aus dem Englischen ins Deutsche übertragen oder umgekehrt. Als Übersetzerin verstehe ich mich allerdings nicht, ich adaptiere.
Juli 2010–April 2012: Produktionschefin bei tagesanzeiger.ch/Newsnet. Spannende knapp zwei Jahre im Online-Journalismus in einer Funktion, die es so vorher nicht gab. Zu den vielen Aha-Erlebnissen gehört, dass im Onlne-Journalismus vieles anders ist, aber alles Wesentliche gleich. Und dass das nicht alle kapieren. Was zweifellos anders ist: Viel mehr Platz für News aller Art bedeutet, dass heute vermeldenswert ist, was früher als irrelevant oder zu weit weg keine Chance hatte, ins Blatt zu kommen. Heute kommt es auf die Site – sofern es ein Video gibt.
April 2012–August 2013: Digital Nomad und mobiles Nacht-Newsdesk von 20 Minuten online. Ende April 2012 packte ich meinen Koffer und meinen Golfbag, steckte Laptop, iPad und haufenweise Kabel in meinen Rucksack und flog nach Westen. Über Boston, Montréal, Toronto, Winnipeg und Jasper fuhr ich per Greyhound, Mietauto und Zug nach Vancouver, wo ich Mitte Juni meine erste Schicht als Nacht-Newsredaktorin von 20 Minuten online absolvierte. Zwei Tage die Woche machte ich von irgendwo, was meine Kollegen von 20 Minuten online in jeweils sechs Wochen dauernden Rotationen aus Hongkong machen: die Newssite auch über Nacht aktuell zu halten. Was ich machte, wenns gerade nicht Donnerstag/Freitag (US-Westküste) oder Freitag/Samstag (Ozeanien) war? Reisestories, Quiz, Golf spielen, Sightseeing. Ich war ja ständig irgendwo, wo ich noch nie war. Im Februar 2013 drosselte ich mein Reisetempo – nach neun Monaten Vagabundiererei musste ich etwas sesshafter werden. Nach gut zwei Monaten in San Diego zog ich nordwärts, hatte dummerweise einen Autounfall, bei dem ich und die Fahrerin des anderen Autos glücklicherweise heil blieben, der mir aber ein bisschen den Schneid abkaufte. Im Sommer, inzwischen in Seattle, entschied ich mich daher, in die Schweiz zurückzukehren. Fazit: Ortsungebunden arbeiten zu können, erschliesst einem viele Optionen – und die Welt.
August 2013–Februar 2015: Freelance-Produzentin bei annabelle, Tages-Anzeiger und SonntagsZeitung. Die Auftragslage war durchzogen, bis man mir die freiwerdende 55-Prozent-Stelle als «Kehrseite»-Redaktorin beim Tages-Anzeiger anbot.
Seit April 2015: Redaktorin «Kehrseite» beim Tages-Anzeiger. Erst mit ständig verlängertem befristeten Vertrag, seit Januar 2016 mit regulärer Festanstellung mit 50-Prozent-Pensum habe ich so etwas wie meine Traumstelle gefunden: Thematisch breit gefächert, eine Mischung aus Redaktion und Produktion, und selber schreiben ist manchmal die einzige Option, um die Seite mit den vermischten meldungen füllen zu können. Und die Arbeitszeit kommt mir auch entgegen: eine Woche am Stück, dann wieder eine bis zwei Wochen frei, wenn die Kollegen ihr Teilzeitpensum erfüllen. Und Arbeitsbeginn ist am Nachmittag. Dass es nach 23 Uhr wird, bis ich wieder zuhause bin, ist mir völlig egal. Und in den dienstfreien Wochen kann ich reisen. Was man demnächst auf meinem Reiseblog mitverfolgen kann.